Liebe Leser dieses Arthouse-Blogs,
es ist mir unglaublich schwere Pflicht Euch mitteilen zu müssen, dass der letzte Akt gespielt, die Schlußszene
im Kasten und der Vorhang gefallen ist. Christian ist letzte Woche von uns gegangen.
Ich werde als digitaler Nachlassverwalter diese Seite so lange wie möglich online lassen.
Aber die Kommentarfunktion weitestgehend deaktivieren.
In Trauer
Stefan
* Gedanken vom russischen Regisseur Aleksei German *
„Film ist eine heilige Kunst. Sie wird gerade von faulen Leuten mit leeren Augen an sich gerissen, die sich ihre Augen auch noch die ganze Zeit dabei zuhalten. Das größte Problem ist aber, dass kluge Zuschauer immer seltener geworden und immer schwerer zu finden sind.“ (mehr …)
⭐ MARKETA LAZAROVÁ, eine pure Offenbarung. Was der tschechische Regisseur František Vláčil vor 50 Jahren mit diesem Werk erschaffen hat, ist ein Geschenk von vollendeter Liebe und Schönheit. Überwältigend.⭐
Als würde man, schwebend wie ein Engel, eine Zeitreise in das 13. Jahrhundert antreten. Diese leisen und ehrlichen Tränen der Dankbarkeit, welche über meine Wangen kullerten, wunderbar. Es sind sehr wertvolle, seltene Momente der Leinwand, wenn meine Mimik und der gesamte Körper wie in einem rauschartigen Gebet in diese Fotografie und dessen Aura gefangen ist, ich es kaum in Worte fassen kann. (mehr …)
Es ist meiner das asiatische Kino liebenden Seele eine große Freude, wenn Joachim Kurz für Kino-Zeit zu Wang Xiaoshuais BIS DANN, MEIN SOHN seiner wunderbaren Kritik folgende Worte anfügt:
„Eine große humanistische Fabel und ein Gesellschaftsporträt Chinas, kondensiert und komprimiert im tragischen Schicksal zweier Familien. Ein Meisterwerk, dem man jeden Filmpreis auf der Welt wünscht – und sei es nur deswegen, damit dieser Film in die deutschen Kinos kommt.“ (Kino-Zeit, Joachim Kurz) –
Das Highlight der diesjährigen Berlinale, ausgezeichnet mit den Silbernen Bären für Wang Jingchun als Bester Darsteller und Yong Mei als Beste Darstellerin:Wang Xiaoshuais tief bewegendes Familienepos über mehr als drei Jahrzehnte chinesischer Geschichte von der Kulturrevolution bis zu dem Umwälzungen des neuen Jahrtausends.
KEIN GLÜCK. SANFT WIE EIN LEVIATHAN.
Es ist dieser unsagbare innere Schmerz Russlands, dieser filterlose Blick in die Seele Russlands, diese Lieblosigkeit, diese Nichtachtung der Menschlichkeit, dieser Hass, diese Gewalt und Unmenschlichkeit, welche Sergei Loznitsa mit seinem märchenhaften und dämonischen Meisterwerk DIE SANFTE tief in die Herzen des Zuschauers projiziert.
Es ist dieser (un)erträgliche Stolz dieser Frau, dieser stille Protest dieser Heldin, mit welchem der Zuschauer, im Laufe des Werks, bis an seine Schmerzgrenze aufgeladen wird.
Es sind diese tief traurigen Augen ohne zu Weinen, welche uns kein Lächeln der Hoffnung schenken. Das Verstehen des modernen Russlands, ohne das unsere Heldin darüber langatmig Worte verlieren müsste.
Ein dämonisches russisches (Lügen)Märchen, wie ein Albtraum einer nicht enden wollenden Demütigung, entlädt sich DIE SANFTE in einer Minuten langen Szene, welche schmerzergriffen um sich schlägt, als hätte man dem Leviathan zu tief in die Augen geschaut, ihn durch einen Türspalt beobachtet, wolle in besiegen. Schwer erträglich ist DIE SANFTE von Sergei Loznitsa, wenn sich der eigene Körper in diesen Momenten, vor Schmerz und Tränen krümmt. Ungestraft schaut man DIE SANFTE nicht!
Die sanfte und gewaltige Darbietung der Schauspielerin Vasilina Makovtseva, selten sind eigene Tränen des Mitgefühls so ehrlich vergossen. (mehr …)
Robert Eggers ist mit DER LEUCHTTURM eine wahrhaftig geistesgestörte und wahnsinnige Tour-de-Force gelungen.
Auch wenn ich etwas den Eindruck hatte, Willem Dafoe würde dennoch etwas mit angezogener Handbremse spielen, ist es ein Hochgenuss, wenn er auf Robert Pattinson trifft.
Visuell wie auch tonal, ist das Kammerspiel DER LEUCHTTURM ein sonderbarer und eigenwilliger Leckerbissen, welcher wie ein lauter Schmerzensschrei, durch Mark und Bein geht. So dreckig und dennoch schön, brüllt einen die Leinwand nur selten an.
„The Lighthouse ist laut und krachend, ist eng und erstickend und so tief schwarz in seinem Dunkeln und so gleißend weiß in seinem Hellen, dass da kein Platz ist für Zwischentöne jeglicher Art. […] Man sieht in jedem Bild, in jedem Anschnitt, jedem Kamerawinkel wie sehr Eggers bis ins allerkleinste Details seinen Film hier am expressionistischen Kino der Weimarer Republik ausgerichtet hat. Und es funktioniert perfekt. Dafoe und Pattinson spielen, saufen und brüllen sich die Seelen aus dem Leib.“ (Kino-Zeit Kritik) (mehr …)
„Beim Schreiben hatte ich viele Ideen im Kopf, wie ich diesen schmalen Grat zwischen Lachen und Weinen, Sagbarem und Unsagbarem filmisch darstellen könnte.“ – Lulu Wang
Es ist zu schön, um wahr zu sein. Mit welcher Eleganz die Regisseurin Lulu Wang ihre Familiengeschichte erzählt, ist eine grandiose Komposition von Schönheit und Schmerz. Mit einem seltenen Feingefühl bringt sie den Emotionsraum zum Schwingen, bis die Tränen lachen. Bis in die kleinste Nebenrolle wundervoll besetzt, leuchten ihre Protagonistinnen aus der Tiefe ihrer Seelen. Mit welcher Virtuosität die Kamerafrau Anna Franquesa-Solano dieses Werk fotografiert, ist überwältigend.
Ich schenke Lulu Wang eine Träne der Dankbarkeit, für ihr die eigene Seele so wunderschön und ehrlich berührendes Werk THE FAREWELL.
(mehr …)
Schöner leiden mit Mads Mikkelsen.
Mads Mikkelsen in dem Survival-Drama ARCTIC beim Überlebenskampf und Leiden zuzuschauen, ist ein Hochgenuss und ein Wunschkonzert in der eisigen Kälte der Arktis. Mads Mikkelsen macht seinem Namen als Schmerzensmann wirklich alle Ehre. (mehr …)
Ein rauschhafter Sog aus Emotionen, Erfahrung und Ästhetiken. (Süddeutsche Zeitung)
In seinem autobiographischen Regiedebüt erzählt Faraz Shariat, Jahrgang 1994, authentisch und zugleich wundersam überhöht vom queeren Heranwachsen eines Einwandersohns in Deutschland – und liefert damit einen entschlossenen Gegenentwurf zu einem konventionellen deutschen Kino, in dem post-migrantische Erlebnisse und Geschichten von Einwanderern und ihrer Familien allzu oft ausgeschlossen oder misrepräsentiert werden. (mehr …)
STILLSTEHEN ist ein Film über eine Generation, die nicht weiß wo sie steht und wo sie hin soll, aber auch eine Ode an das Leben und den bittersüßen Geschmack von Freiheit. – Filmfest München 2019
Julie (Natalia Belitski) lebt nur nach ihrem eigenen Grundsatz: Nichts tun.
Und mit NICHTS meint sie NICHTS: Sie studiert nicht, arbeitet nicht, sie hat keine Freunde. Sie will einfach nur stillstehen. (mehr …)
In seinem Spielfilmdebüt KOPFPLATZEN widmet sich der Regisseur und Drehbuchautor Savaş Ceviz dem schwierigen Thema Pädosexualität und nimmt dabei bewusst die Perspektive eines potenziellen Täters ein, um dessen Innenleben zu ergründen und die Frage zu stellen, wie unsere Gesellschaft reflektiert mit der Problematik umgehen kann. (mehr …)
Die Regisseurin Haifaa al Mansour („Das Mädchen Wadjda“) erzählt in DIE PERFEKTE KANDIDATIN mit viel Weitsicht und Feingefühl, wie eine minimale gesellschaftliche Öffnung der Klaviatur bürokratischer Willkür völlig neue Töne entlockt. Ihre Signatur ist ein weiblicher Blick, der seine Perspektive immer mitzudenken versteht, eine Film gewordene Verneigung vor der Unbezähmbarkeit weiblicher Souveränität. So entsteht das so beflügelnde wie scharfsichtig nachgezeichnete Porträt einer Emanzipation, das zeigt, wie zutiefst überwältigend Kino sein kann. Kinostart 12.03.2020 (mehr …)
Auf SHADOW, vom verehrten chinesischen Regisseur Yimou Zhang (‚House of the Flying Daggers‘), bin ich unsagbar gespannt. Der Martial-Arts-Film spielt in der Ära der Drei Reiche in China und verspricht, ein atemberaubendes Erlebnis zu werden. (mehr …)
Die Suche dieser kleinen Seele nach Liebe
Nora Fingscheidts SYSTEMSPRENGER lief auf der Berlinale im Wettbewerb und wird, so hoffe ich, für sehr viel Gesprächsbedarf sorgen.
Helena Zengel, welche in DIE TOCHTER von Mascha Schilinski mit einer überragenden Wucht und Aura das Herz getroffen hat, verkörpert in diesem Werk Benni. Sie ist solch eine Systemsprengerin, welche die Sozialpsychiatrie als große Herausforderung bezeichnen. Eine kleine suchende Seele nach Liebe, welche durch ihre Verhaltensauffälligkeiten nicht in das System passt. Der Staat begegnet diesem mit medikamentöser Einstellung und sinnlosen Untersuchungen.
Stellvertretend für alle Systemsprenger*innen braucht Benni keine Einrichtungen. Sie braucht Liebe und Geborgenheit, eine Umarmung von Herzen.
Ein Dank, dass Nora Fingscheidt zusammen mit Helena Zengel, diese Seele in SYSTEMSPRENGER nicht als Systemfehler behandelt, sondern sie sehr liebevoll in die Zukunft führt. – Kinostart 19.09.2019 (mehr …)