Gepostet von herr.filmtanz am Nov 22, 2014

No Turning Back | Tom Hardy | Kritik

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Das Fundament und die Chaostheorie des Lebens

Denke ich an One-Man-Show, kommt mir zuerst „Buried“ (2010) von Rodrigo Cortés und „127 Hours“ (2011) von Danny Boyle in den Sinn. Weiterhin, im zweiten Gedankenzug, dann „All ist Lost“ (2013) von J.C. Chandor. Alle drei Filme haben gemeinsam, hier geht es um das Überleben und darum, das eigene Leben in den Griff zu bekommen. Es ist eine Konzentration durch Reduktion auf einen einzelnen Menschen, welche mich immer wieder unglaublich fasziniert und fesselt.

Besonders bei „Buried“ war es dieser Effekt im Gehirn, durch ein Handy-Telefonat in die Aussenwelt – er liegt ja in einem Sarg, im Kopf des Zuschauers das nicht zu sehende ganz automatisch mit eigenen Bildern im Gehirn zu projizieren.

Ivan Locke  (Tom Hardy), er ist Leiter einer Großbaustelle, wird an diesem Abend, bei dem wir mit ihm in sein Auto steigen, nach einem kurzen Zögern nicht wie gewohnt links abbiegen, wie bestimmt schon hundert Mal zuvor. Er hat eine Entscheidung getroffen, an diesem Tag wird er rechts abbiegen, auf eine Autofahrt durch die Nacht. Er wird das Fundament eines neuen Lebens unterstützen, und im Laufe der Fahrt, sein eigenes Leben reflektieren. Die Geburt eines Bauwerks stützt sich auf ein fehlerloses und perfektes Fundament, es ist wichtig für das Leben und das Überleben. Ivan Locke wird, während wir mit ihm durch die Nacht fahren, unzählige Telefonate führen, mit Frau, Bauleiter und … immer intensiver versteht man als Zuschauer, warum er diese Fahrt durch die Nacht macht, unglaublich spannend.
Wohin die Reise des Perfektionisten Ivan Locke, mit seiner bröckelnden Fassade und einem quasi Ordnungsstau seines Inneren in dieser Nacht geht, sei natürlich nicht verraten.

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„No Turning Back“ ist eine One-Man-Show, welche durch sein sehr geniales Drehbuch, unglaublich zu fesseln weiß. Es mag etwas sehr verrückt klingen, trotz der Tatsache, dass wir die Zuschauer und die Kamera niemals das Auto verlassen, ist es dennoch ein unglaublich bildgewaltiger Film im Geiste. Die besondere Kunst, den Zuschauer auf eine höhere Wahrnehmungsebene zu transportieren, ist etwas ganz besonderes, welches „Under the Skin“ ebenfalls vermochte zu leisten. Es mag weiterhin noch seltsamer klingen, ich habe mir den Film ein zweites Mal angeschaut, nur um sicherzustellen, dass die Gesichter von seiner Frau und den Kindern, dessen Wohnhaus und Schlafzimmer nicht doch in dem Film gezeigt wurden. Ich könnte euch das Wohnhaus sofort aufzeichnen oder die Gesichter beschreiben, unglaublich und auch irgendwie erschreckend zu was ein Gehirn im Stande ist.

Ganz erstaunlich ist die Wirkung von „No Turning Back“ im Geiste, die Faszination der Konzentration durch Reduktion. Dem Regisseur Steven Knight und im Besonderen dem Schauspieler Tom Hardy einen ganz fetten Dank für diese Gedankenreise durch „Das Fundament des Lebens“ 😀 Der Wahnsinn, intensiver geht es nicht, die Chaostheorie des Lebens zu erforschen 😀

Eine wichtige Frage bleibt noch zu diesem Arthouse-Meisterwerk. Wie viele Personen befinden sich im Auto von Ivan Locke, bei seiner Reise durch die Nacht ? Eins, Zwei oder Drei ?

Ivan Locke (Tom Hardy), ein hingebungsvoller Ehemann, Vater und hart arbeitender Leiter einer Großbaustelle, steht kurz vor der größten Herausforderung seiner Karriere. Doch dann droht eine einzige, spontan getroffene Entscheidung alles zu zerstören: Ein kleiner, für den sonst pflichtbewussten Ivan völlig untypischer Fehltritt hat ungeahnte Folgen für seinen Job, seine Familie und sein gesamtes Selbstverständnis. Ivan setzt sich ins Auto, beginnt eine Wettfahrt gegen die Zeit und Tempolimits und versucht in einer Serie von Telefongesprächen, das Fundament seines Lebens vor dem Kollaps zu retten…

Ein einziges Gesicht, ein einziger Ort, ständige Bewegung und die großen Themen des Lebens: ‚Locke – No Turning Back‘ platziert die Zuschauer auf den Beifahrersitz des Autos, von dem aus Ivan Locke, eindrucksvoll gespielt von Tom Hardy (‚Inception‘, ‚Batman – The Dark Knight Rises‘), versucht, die Kontrolle über sein Leben zu behalten. Steven Knight, der für sein Drehbuch zu ‚Dirty Pretty Things‘ (2002) für den ‚Oscar‘ nominiert war und für ‚Locke‘ den British-Independent-Film-Award erhielt, schrieb und inszenierte den Film als intime Charakterstudie, die mit ihrer Kombination aus großer Geschichte und einfachen Mitteln ein höchst ungewöhnliches, faszinierendes Filmerlebnis schafft. Vor allem durch das Charisma seines Hauptdarstellers wird ein minimalistisches Drama zum umfassenden Portraits eines Mannes am Abgrund. Dies veranlasste bereits die Festivalbesucher und Kritiker in Venedig, Toronto und Sundance zu Begeisterungsstürmen.
Regie: Steven Knight, Schauspieler: Tom Hardy, Olivia Colman, Ruth Wilson, Tom Holland, Andrew Scott
(OT Locke, Drama, Thriller, USA, Großbritannien, 2013)

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