Die Fernbedienung des Lebens steht auf Pause
Schwarze Leinwand, der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von 250 Kilo, aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher, so eröffnet der Film. Direkt im Anschluss daran sehen wir die Trennung von Ben (Sean Biggerstaff) mit seiner ersten richtigen Freundin Suzy (Michelle Ryan). Sie tobt wie eine Furie, ihre Stimme ist nicht zu hören. Die Kamera verlangsamt die Bilder, diesen Lebensmoment, die Zeit. Im Voice-Overlay werden wir von den Gedanken und Bildern aus dem Gehirn von Ben durch den Film getragen.
Ben leidet seit der Trennung unter quälender Schlaflosigkeit seiner Gedanken. Stunden um Stunden, Tage im Tage, liegt er wach, mit ihm gleiten wir durch die Momente und Erinnerungen in seinem Gehirn. Die gewonnene Zeit schenkt er einer Nachtschicht in einem Supermarkt. Unter Schlafentzug leidend, wie in Trance, kann er die Zeit und den Moment anhalten, dieses gibt dem Kunststudenten die Zeit, diesen einzigartigen Moment in Form einer Zeichnung festzuhalten. Bei einer Nachtschicht im Supermarkt gelten die üblichen Regeln des Fortschreitens der Zeit und der Bewegung des Sekundenzeigers nicht. So wie Ben, haben auch die anderen Angestellten ihren ganz eigenen, teilweise auch zum brüllen komischen Weg gefunden, mit diesem elenden ticken des Sekundenzeigers durch die Nacht zu kommen.
Ben lebt in der Intensität des Stillleben, der zeitlosen Magie des Stillstandes, in der er die hübsche Kassiererin Sharon (Emilia Fox) zeichnerisch verewigt. Die Zeit angehalten, fühlt sich Ben mächtig in dieser Welt des Stillstandes, doch ist er hier wirklich alleine ? Verlust kann auch einen inneren Stillstand zur Folge haben, in Wirklichkeit tickt die Lebensuhr im Sekundentakt weiter. Es sind Momente der Freude, des Schmerzes und im Besonderen der Liebe, welche wie Stillleben in unserem Gehirn gespeichert sind. Wie eine Zeitreise erwachen sie nach Jahrzehnten, ganz uhrplötzlich, zum neuen Leben.
Viele Milliarde Sekunden, 1.406×10^9 Sekunden, schneller als jeder Sekundenzeiger, hat mein Gehirn gesehenes als Stillleben im Gehirn gespeichert, aber auch ungesehenes projiziert sich auf einmal wie ein Blitz aus dem Gehirn. Oft kommt mir da der Wunsch, ein Stillleben der Erinnerungen umbauen zu wollen. Im nächsten Moment denke ich dann, nein, so wie es war muss es bleiben, für immer.
Ich verneige mich in Hochachtung vor dem britischen Regisseur Sean Ellis für sein Werk „Cashback“, er hat es großartig gemacht. Selten wurde Stillstand, Stillleben und Schönheit eines Lebensmoments so intelligent gezeichnet. Er hat dem Raum den Sauerstoff entzogen, bis nichts mehr zu hören war, er hat die Zeit angehalten, um einen Moment Lebenssekunde neu erstrahlen zu lassen. Gelacht aus tiefstem Herzen, geweint in Momenten des Stillstandes, und am Ende des Films eine Überwältigung beim Anblick von der Interpretation der Schönheitt. „Cashback“, vielen Dank für alles, der Wahnsinn
Nach der schmerzvollen Trennung von seiner Freundin Suzy (Michelle Ryan) leidet der Kunststudent Ben (Sean Biggerstaff) unter Schlaflosigkeit. Um die Zeit in den schlaflosen Nachtstunden totzuschlagen, beginnt Ben nach dem Motto „Ich gebe acht Stunden, die geben mir Geld“ in einem Supermarkt zu arbeiten. Dort lernt er einen bunten Haufen verschiedenster Charaktere kennen, die mit ihren eigenwilligen Späßen die Kunst besitzen, die öde Nachtschicht zu überbrücken. Bens Kunst besteht darin sich vorzustellen, die Zeit stehe still. So kann er die Schönheit der eingefrorenen Welt mit deren Menschen studieren – vor allem die hübsche Kassiererin Sharon (Emilia Fox), die vielleicht die Antwort auf Bens Schlaflosigkeit weiß.
Regie: Sean Ellis, Schauspieler: Shaun Evans, Emilia Fox, Sean Biggerstaff, Michelle Ryan, Stuart Goodwin
Komödie, Drama, Großbritannien, 2004
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