„Wach auf. Mutti ist tot.“ Das sind die Worte zu dem Bild. Hans ist 14 Jahre, Fritz ca. 7 Jahre alt, als sie 1946 um ihr Überleben kämpfen müssen. Es geht um Kinder welche sich am Ende des Zweiten Weltkrieges vor dem Hungertod retten müssen, und sich, um ihr Überleben kämpfend, möglichst ungesehen bleibend, weg von den Straßen, durch die Natur mit dem Ziel von Ostpreußen nach Litauen kämpfen müssen.
Ahnungslos plötzlich der Kindheit beraubt, das ist kein Thema, welches sich nur 1946 bei den Wolfskindern abgespielt hat, es findet jede Sekunde auf diesem Planeten Erde statt. Ich hatte mich vorab über dieses Thema informieren wollen (Video ttt unten). Hört man die Stimme einer alten Frau, welche selbst ein Wolfskind war, muss man ihre Fassung beim Sprechen über ihr Leben hochachten, ihr Trauma, man kann es in ihrer Mimik sehen.
Der Regisseur Rick Ostermann, greift mit „Wolfskinder“ ein sehr schweres Thema auf. Er hat sich in vielen intensiven Gesprächen mit noch lebenden Wolfskindern unterhalten. Daraus eine Essenz zu bilden, Bilder zu finden, mit wenigen Worten gemalt, der Regisseur hat sie unter Achtung an jedes noch lebende Wolfskind mit Würdigung an diese Menschen komponiert.
Den kurzen Moment, es ist für mich der liebevollste in „Wolfskinder“, ist dieser als Hans mit einem Mädchen im gefunden See tobend badet. Ein Moment der Freude und der Liebe, die verlorene Kindheit im Kontrast, bis der ausgestreckte Zeigefinger mit schnellem Zug symbolisch über den Hals streift.
Eine Fotografie lebt auch ohne Worte und kann sprechen. Wolfskinder ist herausragend fotografiert, und die besondere Hochachtung geht unbedingt an die Kinder, welche ihre Rollen so herausragend gespielt haben. Ich kann nicht entscheiden ob es realistisch war was ich gesehen habe, dieses tut hier auch nicht Not. Rick Ostermann deutet nur an, in wortlosen und intensiven Bildern. Momentaufnahmen welche in Bezug auf schmerzliche Gedanken der Jetztzeit, einen mit Tränen und Trauer erfüllen.
Ich hätte mir „Wolfskinder“ in Form eines Stummfilms komponiert gewünscht. Ein echtes Orchester begleitet im Zusammenklang die Kinder beim (Über)Leben in der Natur.
‚Wolfskinder‘ erzählt die Geschichte des jungen Hans, der 1946 in den Wäldern Litauens auf der Suche nach seinem Bruder ums nackte Überleben kämpft: Sommer 1946. Tausende elternlose Kinder kämpfen in Ostpreußen um ihr Überleben. Zu ihnen gehört auch der 14-jährige Hans (Levin Liam). Als seine Mutter (Jördis Triebel) im Sterben liegt, überträgt sie ihm eine letzte Aufgabe. Er soll sich mit seinem kleinen Bruder Fritzchen (Patrick Lorenczat) nach Litauen durchschlagen, wo es noch Bauern geben soll, die deutsche Kinder bei sich aufnehmen. Doch in der Wildnis geraten sie zwischen die Fronten und die beiden Brüder verlieren sich aus den Augen. Seine Suche nach Fritzchen wird zu einer Odyssee, und Hans muss in einem fremden Land gegen Hunger, Wetter und Krankheit kämpfen.
Mit beeindruckenden Naturaufnahmen bietet Regisseur Rick Ostermann den Rahmen für die eindringliche Geschichte der ‚Wolfskinder‘, die nach dem Zweiten Weltkrieg alles verloren haben und um ihr tägliches Überleben kämpfen. Was die Kinder dabei erleben, das ist mit Worten kaum zu beschreiben, aber unglaublich bewegend von den jungen Darstellern gespielt und erinnert gleichzeitig an Millionen von Kinder, die heute unschuldige Opfer von Kriegen und Vertreibungen sind.
Regie: Rick Ostermann, Schauspieler: Jördis Triebel, Til-Niklas Theinert, Levin Liam, Helena Phil, Vivien Ciskowska, Willow Voges-Fernandes
Drama, Deutschland, 2013
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