NUR DER DER HASS SÄT MUSS IHN AUCH ERNTEN
So erzählt dieser Film die im Mittelpunkt der Geschichte stehende Mutter Eva mit ihrem Sohn Kevin. Erzählt wird diese Geschichte im Rückblick von Eva. Zu der Familie gehören ebenfalls der naive Vater, der im Bezug auf die Farbe Rot, farbenblind zu sein scheint und auch später eine Tochter im Leben der beiden Eltern. Das Kernthema ist aber die Energie von Hass und Unliebe, die Kevin 16 Jahre nach seiner Geburt zu einer schrecklichen Tat führen wird. Eine erschütternde Tat, die einen Pfeil auslöste, ein Kevin-Eva-Pfeil, der treffen musste.
In der ersten Szene verpasst der Regisseur diesem intensiv schrecklichem Familien-Filmgemälde eine Grundierung in Blutrot, bebildert in einer rauschartigen Szene. Die rauschartige Szene zeigt Eva mitten in der Tomatenschlacht Tomatina, die jedes Jahr im spanischen Buñol stattfindet. Die große Leinwand füllt sich in diesem Moment ausfüllend mit Rot. Die Farbe Rot die den Zuschauer durch den ganzen Film begleiten wird. Rot ist hier ein Symbol (z.B. ein roter Stuhl) für eine schreckliche Tat des Sohnes Kevin, an die der Zuschauer sehr schmerzhaft herangeführt wird.
Herangeführt wird der Zuschauer an die Tat von Kevin im ersten drittel des Filmes mit unglaublichen Bildern, die nicht linear bebildert direkt aus dem Gehirn von Eva (der Mutter) kommen. Eva, unglaublich intensiv authentisch gespielt von Tilda Swinton, wirkt hier zerbrochen. Ein Körper der zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe wirkt, ein Blick in das Gesicht einer Frau der aufzeigt, sie hat was intensiv schreckliches erlebt und nimmt jeden Streichholz als Halt an.
Kevin, die Saat des Teufels, ihr Sohn. Wer ist hier der Teufel ? Sagte sie nicht kurz nach der Geburt zu Kevin im Laufstall „Mein Leben war glücklich bevor du auf die Welt gekommen bist ?“. Das Mutter-Sohn-System gebahnt sich nach dem ersten Drittel des Filmes weitgehend linear zu erzählen, wie schrecklich die 16 Jahre waren, bevor Kevin seine Pfeile gegen das mit Blut gefüllte richtete. Mit extremer Psychopathologie des Alltagslebens richtet Kevin alles gegen seine Mutter. Auf eine Art die für den Zuschauer so schmerzhaft ist, das man am liebsten in die Leinwand springen möchte um den Kleinen und dann auch grossen Kevin einfach zu verprügeln. Unendlich grausam ist es was Kevin auch seiner Schwester antut, Szenen in den die Farbe Rot immer im Mittelpunkt steht. Ein Blutrot das präsent grausam auch nur ein überladener Himbeer Toast ist, oder auch einfach ein roter Spielball des Lebens.
Aber trifft man da echt den richtigen wenn man Kevin, es ist ein Kind, gedanklich verprügelt, ich denke nein. Ganz zum Ende umarmt man dann die Leinwand, welche sich in ein gleissend helles homogenes Weiß taucht. Kein Rot mehr zu sehen !
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass dieses eins der intensivsten Filme in den letzen Monaten war. Ohne sozialkritisch moralisch zu sein, hat es dieser Film mit seiner unglaublichen Kraft jede Sekunde geschafft mein Gehirn zu bewegen, auch wenn es sehr sehr schmerzhaft war. Unvergessen aber im besonderen die Schauspielerin Tilda Swinton, die alles mit einer unglaublichen durchschlagskraft an die Wand spielt Vielen Dank für diese intensive Reise.
Man sollte die Saat des eigenen Teufels umarmen, bevor es zu Spät ist.
Die ehemalige Reisejournalistin und Cosmopolitin Eva Khatchadourian (Tilda Swinton) trägt eine schwere seelische Last. Grund ist ihr Sohn Kevin, der bereits als Baby eine eigenwillige Distanz zeigt, die es Mutter Eva schwer macht, Nähe aufzubauen. Während ihr Mann Franklin (John C. Reilly) an seinem Sohn nichts Ungewöhnliches sieht, ist Eva besorgt über die mangelnde Empathie und seine Lust an Zerstörung.
Genre: Drama
Regie: Lynne Ramsay
Schauspieler: Tilda Swinton, Siobhan Fallon, John C. Reilly, Ezra Miller
Produktionsland: USA, Großbritanien
Kinostart: 2012
Laufzeit: 110 Minuten
FSK: 16
Kommt auf meine Watchlist.