Gepostet von herr.filmtanz am Dez 25, 2018

Taxi Teheran | Jafar Panahi | Nasrin Sotudeh | Kritik

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„Übrigens, diese Rose ist ein Gruß an die Filmleute, für sie leg ich sie dahin, weil sie ganz wunderbare Menschen sind“ * Nasrin Sotudeh *

Der iranische Regisseur Jafar Panahi wurde wegen „Propaganda gegen das System“ zu einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt. Eine großartige Idee ist es von ihm, als Taxifahrer in ein Taxi zu steigen, um die Fahrgäste über den Iran, die Gesetze und die Einschränkung des geistigen und freien Schaffens sprechen zu lassen. Als Zuschauer schlüpft man direkt in die Dashcam, welche sich im Taxi auf dem Armaturenbrett befindet.

Einer der ersten Fahrgäste ist ein Mensch – ich nenne ihn die Filmfee – welcher Kopien von Blogbuster- und Arthouse-Filmen, Rohschnitten von Filmen und aktuelle Serien in das Land schmuggelt und sie verkauft, um die Menschen an der Filmkultur teilhaben zu lassen. Panahi spielt bereits in den ersten Minuten so derart grandios mit Fiktion und Wirklichkeit, dass einem sofort das Herz erstrahlt.

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„Erzählen sie mir nicht, dass sie nur Taxi fahren, Herr Panahi.“ * Die Filmfee *

Später wird die junge Nichte von Panahi, Hana Saeidi, in sein Taxi steigen, bewaffnet mit einer Digicam, um über ihr Filmprojekt an der Schule zu sprechen. Wie ein quirliger Schaffensgeist voller Tatendrang wirkt sie, wenn sie über ihr bereits gefilmtes Filmmaterial berichtet. Hana Saeidi wird ihren Collegeblock aufschlagen und vorlesen, welche Forderungen und Restriktionen es für Filme im Iran gibt. Mit dem gleichen Unverständnis und Kopfschütteln wendet man sich dann an Jafar Panahi und sagt: Ich verstehe das nicht, was die Lehrerin hier sagt, kannst du mir das erklären?

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Jafar Panahi entlässt den Zuschauer nicht mit Schwermut und Verzweiflung über eine Taxifahrt über den Iran und auch sich selbst, ganz im Gegenteil. Panahi verkörpert mit seinem strahlenden und ehrlichen Lächeln die Freiheit der Meinung, die Hoffnung für das Kino, welche für mich noch nie so ehrlich und intensiv im Herzen fühlbar war, wie bei „Taxi Teheran“.

Aus tiefstem Herzen entspringt die Hochachtung an Nasrin Sotudeh und den Regisseur Jafar Panahi, für ihr mutiges Schaffen, für einen freien und kreativen Geist, für die Meinungsfreiheit. Ihr könnt euch sicher sein, wir stehen mit ganzem Herzen und Kraft hinter euch.

Nasrin Sotudeh – sie ist eine iranische Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin – sitzt mit einem Strauss Rosen im Taxi von Jafar Panahi, spricht Worte voller bitterer Hoffnung, und legt eine Rose auf dem Armaturenbrett des Taxis mit folgenden Worten ab. Stärker und berührender kann man dieses kluge Werk von Jafar Panahi nicht mit Liebe ehren.

„Übrigens, diese Rose ist ein Gruß an die Filmleute, für sie leg ich sie dahin, weil sie ganz wunderbare Menschen sind“ * Nasrin Sotudeh (Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin) *

„Taxi Teheran“ ist ein Meisterwerk, eine Liebeserklärung an das Kino, bei dem man als Zuschauer in die Leinwand springen möchte, um Jafar Panahi und Nasrin Sotudeh herzlich und dankend zu umarmen. Ein ganz großes Werk über die Menschlichkeit, das freie Denken und Schaffen des Geistes.

TAXI TEHERAN ist so leise und doch so intensiv wie ein Vulkan. Dafür lieben wir dich, Jafar Panahi.

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Mit viel Herz und Humor zeichnet Filmemacher Jafar Panahi in ‚Taxi Teheran‘ ein liebevolles Porträt der Menschen in seiner Heimat und schafft damit einen hoffnungsvollen Kontrast zu den üblichen negativen Nachrichtenmeldungen. Dabei verbindet er mit Leichtigkeit Gesellschaftskritik und Komödie und denkt nebenbei geschickt über die Möglichkeiten des Kinos nach. Der Gewinner der Berlinale 2015 ist intelligent und unterhaltsam zugleich und zeigt, was Kino selbst unter ärgsten Restriktionen zu sein vermag.

Ein Taxi fährt durch die lebhaften Straßen Teherans. Die wechselnden Fahrgäste erzählen freimütig, was sie umtreibt. Ein Filmschmuggler vertickt die neueste Staffel von ‚The Walking Dead‘ und Filme von Woody Allen, zwei alte Frauen wollen Goldfische in einer Quelle aussetzen und ein vorlautes kleines Mädchen erklärt ihren Anspruch auf Frappuccino und ihre Nöte beim Verwirklichen eines Kurzfilmprojekts für die Schule. Am Steuer sitzt der Regisseur selbst, der 2010 wegen ‚Propaganda gegen das System‘ zu einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt wurde, und nun geheimnisvoll lächelnd einen neuen Film kreiert. Denn eine auf dem Armaturenbrett versteckte Kamera hält alles fest.

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Regie: Jafar Panahi
Drehbuch: Jafar Panahi
Hauptdarsteller: Jafar Panahi, Hana Saeidi, Nasrin Sotudeh, Anonymous
Genre: Drama, Dokudrama
Produktionsland: Iran
Produktionsjahr 2015

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