So. 30.09.2018, um 22:20 Uhr auf Sixx.
Wunderwerk mit Zauberkraft
Auf der Suche nach Erfrischendem begegnen einem Wunder. Man sollte meinen, in Sachen Coming-of-Age und Außenseiter sei jetzt wirklich mal alles erzählt. Mehr noch, wir nehmen gleich noch das Thema Krebs bei jungen Menschen hinzu. Als hätte sich ein Wunsch erfüllt, erlebt man mit ICH UND EARL UND DAS MÄDCHEN etwas unglaublich erquickendes.
‚Ich und Earl und das Mädchen‘ erzählt mit einzigartigem Humor die bewegende Geschichte des 17-jährigen Außenseiters Greg (Thomas Mann), der sein letztes Schuljahr möglichst unauffällig durchziehen will und sogar Freundschaften meidet, nur um das soziale Minenfeld, genannt Teenagerzeit, einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Er geht sogar so weit, seinen besten Freund Earl (RJ Cyler), mit dem er Kurzfilmparodien von Filmklassikern dreht, als Arbeitskollegen vorzustellen. Bis Gregs Mutter (Connie Britton) darauf besteht, dass er Zeit mit Rachel (Olivia Cooke) verbringt – einem Mädchen aus seiner Klasse, bei welcher Krebs diagnostiziert wurde – und er feststellen muss, wie wertvoll echte Freundschaft sein kann.
Mit Standing Ovations wurde dieses Werk auf dem Sundance Film Festival gefeiert und erhielt den Publikums, sowie den „Großen Preis der Jury“. Mit magischem Humor und Kreativität wird man durch die Geschichte getragen. Selbst die Tatsache, dass Greg flauschigen Kissen weibliche Vornamen gibt, sie zu Masturbationszwecken verwendet, kippt den Film niemals ins Peinliche. Die Kurzfilmparodien, welche Greg mit seinem Freund Earl dreht, sind von solch einer Coolness, dass man vor lauter Lachen fast vom Kinosessel fliegt. Highlight ist hier sicherlich ein kurzer Ausschnitt aus ihrem Werk „A Sockwork Orange“ und „Apocalypse Now“, gedreht mit Sockenpuppen und Schnittblumen. Greg und Earl sind Bewunderer grandioser Arthouse-Klassiker und dessen Regisseure. Mehrfach taucht der wunderbare Werner Herzog in Filmausschnitten auf, welche zu den wertvollsten Momenten der Filmgeschichte gehören. Auch kurze Ausschnitte mit dem göttlichen Klaus Kinski fehlen hier nicht. Großartig ist der Moment, bei dem Greg, mit dem fesselnden Tonfall von Werner Herzog, einen Monolog über die Aufnahme ins College hält.
In Rachel (Olivia Cooke) ist man als Zuschauer sofort verliebt. Ein Lächeln von ihr, zusammen mit den fast philosophischen Gedanken von Greg, verzaubern den eigenen Geist mit einer wundervollen Frische. Selten, wenn überhaupt noch nie, wurde dieses im Kern so schwere Thema für den Zuschauer mit solch großartigen Denkstrukturen versehen. Gerne möchte man viele Stunden länger den Gedanken von Greg lauschen.
Wenn man gegen Ende zusammen mit Greg und Rachel den Film anschaut, welchen er für sie gedreht hat, sind es intensive und ehrliche Tränen aus dem tiefsten Herzen. Ein wundervoller und magischer Moment, welchen man für immer in sich tragen wird. Ein Geschenk von unermesslicher Schönheit und Liebe. Wie auch Rachel es tut, muss man sich bei Greg für seinen Humor, seine liebevolle und wundervolle Art, welche einen erheitert und begleitet hat, mit einer Umarmung danken.
Die Jungdarsteller Olivia Cooke und Thomas Mann sind eine grandiose Bereicherung, eine außerordentliche Entdeckung. Olivia Cooke kann mit ihrem Lächeln in Sekunden verzaubern. Man wünscht sich, sie bald wieder auf der Leinwand zu sehen
ICH UND EARL UND DAS MÄDCHEN, ein Wunderwerk mit der Zauberkraft der Liebe. Umwerfend cool und einzigartig erfrischend. Ein Werk, bei dem die Sonne flauschig im Herzen erstrahlt
Regie: Alfonso Gomez-Rejon
Hauptdarsteller: Molly Shannon, Connie Britton, Thomas Mann, Nick Offerman, Olivia Cooke, RJ Cyler
Gerne: Drama
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
Originaltitel: Me and Earl and the Dying Girl
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