Gepostet von herr.filmtanz am Feb 19, 2018

SCHNEEMANN | Michael Fassbender | Tomas Alfredson

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Schneemann ohne Nase und Seele

Mit SCHNEEMANN hat sich der Regisseur Tomas Alfredson die Verfilmung des gleichnamigen Bestseller von Jo Nesbøs vorgenommen. Darin geht es um einen Serienmörder, welcher seine Opfer kunstvoll zerstückelt und als Markenzeichen einen kleinen Schneemann baut, welchem aber die Nase fehlt. Nach einem kurzen Opening, welches den Zuschauer durch die wunderbaren Bilder im verschneiten Norwegen zunächst noch fesseln, wir den SCHNEEMANN zum ersten Mal zu Gesicht bekommen, wird Jahrzehnte später Michael Fassbender als alkoholisierter Detektiv Harry Hole eingeführt. Später wird sich die junge Ermittlerin Katie (Rebecca Ferguson) mit ihrem unförmigen Ermittlungscomputer EviSync – welcher wirkt wie aus einem Museum – zu ihm gesellen, und sie wird im Grunde die ganze Arbeit der Ermittlung erledigen.

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Tomas Alfredson haben wir das großartige Arthouse-Meisterwerk SO FINSTER DIE NACHT zu verdanken. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an SCHNEEMANN. Angefangen mit Michael Fassbender, welcher seine Rolle weit unter seinen Möglichkeiten spielt, gar fast gelangweilt wirkt, will mit Rebecca Ferguson, J.K. Simmons und Charlotte Gainsbourg das Werk nicht in die Gänge kommen. Sobald für einen Bruchteil einer Sekunde das Werk in eine mehrdimensionale Spannung zu wechseln versucht, eine Aura und Schwingung aufgebaut werden sollte, entgleitet es Tomas Alfredson tüchtig, und was bleibt, ist langweilige Eindimensionalität.

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Im Laufe des Werks und der Puzzleteile, welche der Zuschauer zugeworfen bekommt, verliert man zusehends das Interesse, weil hier, hat man das Werk bis zu Ende geschaut, wirklich nur sehr wenig zusammenpasst. Puzzleteile werden lieblos eingeführt, um sie wenig später zu erklären. Das drei Drehbuchautoren hier „herumgeschraubt“ haben, lässt sich als mögliches Kernproblem verorten. Es wirkt wie ein Stückwerk der Ideen, welche für diese Adaption entnommen wurden, ohne das etwas Ganzes entsteht.

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Trotz der großartigen Besetzung, wirkt das gesamte Ensemble hölzern und ohne jegliche Dynamik. Ein Blick in die Augen der Protagonisten reicht, um schmerzlich festzustellen, hier findet kein glaubhafter Transport zum Zuschauer statt. Es ist sehr schade, hätte dieses Werk doch etwas großartiges werden können.

Was in Dankbarkeit bleibt, sind die atemberaubenden Landschaftsaufnahmen Norwegens. Bei aller Liebe zu skandinavischen Werken, schmerzt es sagen zu müssen, dass sich Tomas Alfredson tüchtig mit seinem Thriller SCHNEEMANN verhoben hat. Es bleibt zu hoffen, dass uns der Regisseur, nach diesem Ausrutscher im Schnee, mit einem weiteren Meisterwerk wie SO FINSTER DIE NACHT beglücken wird. Dem SCHNEEMANN fehlt die Nase, welche der Zuschauer vergeblich versucht zu finden.

Dieser Winter wird tödlich: Mit jedem ersten Schnee wird eine junge Frau Opfer eines brutalen Serienmörders. In der Verfilmung des skandinavischen Bestsellers von Jo Nesbø versucht Kommissar Harry Hole mit Hilfe der jungen Ermittlerin Katrine Bratt das Spiel des psychopathischen Killers zu durchschauen, bevor dieser ein weiteres Mal zuschlägt.

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Regie: Tomas Alfredson
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Hossein Amini
Kamera: Dion Beebe
Schnitt: Clare Simpson
Hauptdarsteller: Charlotte Gainsbourg, Val Kilmer, J.K. Simmons, Chloë Sevigny, Michael Fassbender, Toby Jones, James D’Arcy, Rebecca Ferguson
Genre: Thriller
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2017
Kinostart: 19.10.2017

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