Gepostet von herr.filmtanz am Feb 26, 2018

MAUDIE | Sally Hawkins | Ethan Hawke | Kritik Gedanken

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Die Seele der Blüten

Zunächst ist es eine Freude, Sally Hawkins verkörpert die kanadische Folk-Art Malerin Maud Lewis. Sie litt schon früh an Behinderungen an Armen und Händen als Folge einer rheumatoiden Arthritis in ihrer Kindheit. Wie so oft wollte MAUDIE ein Biopic werden, bei welchem man diese interessante Künstlerin tiefer kennenlernt. Wie so oft schon auf der Leinwand gesehen, entgleitet das Werk um diese interessante Seele in eine oberflächliche und ebenfalls misslungene Liebesgeschichte. Das ist nicht nur schade, es ist zum Weinen.

Nachdem Maud Lewis beschlossen hat ein eigenständiges Leben zu führen, gelangt sie an den Hausierer Everett Lewis (Ethan Hawke), bei welchem sie in seiner kleinen Zweiraum-Hütte, ohne Strom und fliesend Wasser, als Haushälterin anfängt. Everett ist nicht nur ein herzloses Raubein (Arschloch), wenn man gelegentlich den Wunsch hegt, ihm links und rechts eine runterzuhauen. Sie ist es, welche sein graues Leben mit Farben erstrahlen lässt, sie sich künstlerisch mit ihren wunderbaren Malereien entfaltet. Dieses kleine Haus, mit diesen Kunstwerken, findet bald Anklang bei anderen Menschen. Sie verdient damit ein Zubrot, zu diesem ärmlichen Leben. Zwei Seelen, so verschieden sie doch sind, die sich bereichern. Vielleicht war diese Ohrfeige ja zu Unrecht, denkt man an die letzte Szene.

In den besten Szenen mit Sally Hawkins als MAUDIE zerbricht man innerlich fast, möchte diese Frau von Herzen in den Arm nehmen, tiefer in ihre Seele eintauchen. Leider vermag es weder das Drehbuch noch die Regie, außer in ein paar kurzen und wunderbar fotografierten Szenen, hier nur einen Hauch von Aura und Schwingung aufzubauen. Ethan Hawke sollte/wollte bestimmt als Zeugnis dieser Zeit, einen jener einsamen Menschen verkörpern, welcher jeden Tag verzweifelt um sein Überleben kämpfte. Das ist hier nur leider komplett misslungen. Er vermag es nur in wenigen Momenten, für wenige Sekunden, eine glaubhafte Andeutung dieser Beziehung aus South Ohio 1930 zu liefern. Hinzu kommt, dass Maud Lewis ein Kind hatte, welches sie verloren hat. Es ist selten im Kino, dass solch eine wichtige Szene, so taktlos und unbeholfen präsentiert wird.

Was in Dankbarkeit bleibt, ist die zerbrechliche und feinfühlige Seele der Sally Hawkins als Maud Lewis. Was ein Meisterwerk hätte MAUDIE doch werden können, hätte hier das Drehbuch und die Regie die wahre Maud Lewis nicht so derart aufgehübscht und entstellt und sie für Unterhaltungskino missbraucht. Wir müssen und sollten dem Zuschauer mehr zutrauen. Sally Hawkins wäre im Stande gewesen, diese Persönlichkeit viel dichter und auch körperlich authentischer darzubieten – wie schade.

In die wunderbare Sally Hawkins bin ich, seit ihrer Darbietung in Happy-Go-Lucky, schwer verliebt. Obgleich die Filmkritik deutliche Schatten auf das Biopic MAUDIE als Gesamtwerk legt, freue ich mich auf Sally Hawkins in der Rolle der kanadischen Künstlerin Maud Lewis, möchte ich liebend gerne versuchen, ihr und diesem Werk mein Herz zu öffnen.

Maud Lewis leidet an rheumatoider Arthritis seit sie ein Kind ist. Ihre Gelenke sind zerstört, weswegen die körperlich eingeschränkte Frau von ihrer Tante Ida, bei der sie im kanadischen Nova Scotia lebt, als Bürde empfunden wird. Maud nimmt schließlich eine Stelle als Haushälterin des mürrischen Fischhändlers Everett Lewis an und bleibt bei ihm, obwohl er sie anfangs eher unwirsch behandelt.

In den langen Stunden, die sie allein im winzigen Haus ihres Arbeitgebers verbringt, entdeckt Maudie ihre große Leidenschaft: die Malerei. Sie verschönert alles im Haus, von den Wänden über die Fenster bis hin zu den Holztafeln, die Everett von der Arbeit mitbringt. Als Sandra, eine Frau aus New York City, eines ihrer Bilder erwerben will, wird Maud schlagartig in der Kunstszene bekannt (filmstarts)

„Maudie“ ist das Biopic über die kanadische Künstlerin Maud Lewis (Sally Hawkins), welche als Jugendliche unter rheumatischer Arthritis litt, die zur Missbildung ihrer Knochen führte. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, heuert Maud bei Everett Lewis (Ethan Hawke) als Haushälterin an. Bald entwickelt sich mehr zwischen den beiden und Everett unterstützt sie zunehmend im Ausleben ihres eigentlichen Talents – der Malerei. (Kino-Zeit)

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Regie: Aisling Walsh
Drehbuch: Sherry White
Kamera: Guy Godfree
Hauptdarsteller: Ethan Hawke, Sally Hawkins, Kari Matchett, Billy MacLellan
Genre: Drama
Produktionsland: Kanada, Irland
Produktionsjahr: 2016
Kinostart: 26.10.2017

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