Über den Schnee der Menschlichkeit
Fünf Tage begleitet man die junge Kirgisin durch das dicht verschneite Moskau, während sie in dieser Hölle um ihr Überleben kämpft. Selten hat ein Regisseur solch ein intensives Werk wie AYKA komponiert. Die distanzlose Nähe der Kamera zu der Protagonistin, erzeugt in der eigenen Seele einen unerträglichen und anhaltenden Schmerz. Mich hat es gestern zerrissen vor der Leinwand. Samal Yeslyamova verkörpert hier diese starke Frauenfigur Ayka mit solch einer unbeschreiblichen Intensität, dass ich ihr eine Umarmung aus tiefstem Herzen schenke.
Man könnte jetzt, mit einer wegwischenden Handbewegung sagen, das ist das kalte Herz Russlands – Fehlanzeige. Vielmehr zeigt uns der russische Regisseur Sergey Dvortsevoy mit seinem starken Werk AYKA eine globale Parabel, und was es bedeutet, dass das Wort Empathie zunehmend zum Fremdwort verrodet.
Ganz zum Schluss, möchte man weinen und schreien zugleich. AYKA ist ein Werk, welches ich euch sehr dringlich zu Herzen lege.
„Tatsache ist jedoch, dass es in diesem Film um uns alle geht: um das, was passiert, wenn die Beziehungen zwischen einem Menschen und seiner Umwelt so extrem werden, dass er oder sie moralisch zu verfallen beginnt.“ (Regisseur Sergey Dvortsevoy)
Samal Yeslyamova wurde für ihre überragende Leistung in der Figur als AYKA bei den 71. Filmfestspielen in Cannes als Beste Schauspielerin geehrt.
Ayka, eine junge Kirgisin, arbeitet in Moskau. Ayka lebt ein Leben im Abgrund, stets verfolgt von der Notwendigkeit, sich das Überleben zu sichern. Weil sie ihr gerade geborenes Kind nicht ernähren kann, lässt sie ihren Sohn im Krankenhaus zurück und fieht – zurück in eine rohe Welt, in der sie niemals mehr als die Gejagte ihrer bloßen Existenz sein kann. Unter dem gnadenlosen Druck, Geld aufzutreiben, um ihre Schulden zu begleichen, will Ayka auch noch die letzte Grenze überschreiten. Sie muss sich einer existentiellen Entscheidung stellen.
Intensives und überwältigendes Kino legt der vielfach für seinen Film TULPAN ausgezeichnete Regisseur Sergey Dvortsevoy mit AYKA vor. Für ihr herausragendes Spiel wurde die Schauspielerin Samal Yeslyamova in Cannes mit dem Preis als Beste Darstellerin ausgezeichnet. Es gelingt ein kraftvolles Stück Kino voller Ehrlichkeit und das faszinierende Porträt einer unglaublich starken Frauenfigur.
Beatrice Behn und Joachim Kurz berichten vom Filmfestival in Cannes 2018 über das Werk AYKA.
-> „Ayka“(My little one) – Begegnung mit Sergey Dvortsevoy – begleitend zu dem Werk, ein kleiner Beitrag auf ARTE <-
Regie: Sergey Dvortsevoy
Gerne: Drama
Darsteller: Samal Yeslyamova, Zhipargul Abdilaeva, David Alaverdyan, Sergey Mazur, Slava Agashkin, Ashkat Kuchinchirekov
Produktionsland: Russland, Deutschland, Polen, Kasachstan
Produktionsjahr: 2018
Kinostart: 18.04.2019
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